Bergbau in Elben und Scheiderwald

Quelle: Karl-Heinz Kaufmann, Blickpunkt Nr. 126/1994

 

Erste Zeugen der Eisengewinnung

 

Die ältesten Zeugen für die Eisengewinnung im Tal der Elbe sind die an vielen Stellen noch vorhandenen Eisenschlacken. Diese Überreste der Eisengewinnung in mittelalterlichen „Rennfeuerhütten“ stammen nach Manfred Sönnecken aus der Waldschmiedezeit des 11. bis 14. Jahrhunderts.

 

Anhand der topographischen Karte, Nr. 5013, Maßstab 1 : 25000, können vier dieser Fundplätze wie folgt bestimmt werden:

 

-         Fundplatz Wolfssiepen, 70 mm vom westlichen, 65 mm vom nördlichen Kartenrand entfernt, in einer Quellmulde gelegen, in einer Höhe von 385 m über NN,

 

-         Fundplatz Großmicke, 82 mm vom westlichen, 6 mm vom nördlichen Kartenrand entfernt, 390 m über NN,

 

-         Fundplatz Wilsmicke, 102 mm vom westlichen, 2 mm vom nördlichen Kartenrand entfernt, in einer Quellmulde gelegen, 405 m über NN,

 

-         Fundplatz Scheiderwald-Siepen, 188 mm vom westlichen, 4 mm vom nördlichen Kartenrand entfernt, links der großen Kurve Richtung Scheiderwald, dort wo mehrere Siepen zusammenfließen, 410 m über NN.

 

Den Rennfeuerhüttenplatz in der Wilsmicke hat M. Sönnecken in den fünfziger Jahren archäologisch untersucht. Ein Rennfeuerofen und ein Schmiedefeuer konnten nachgewiesen werden. Der Ofen hatte einen inneren Durchmesser von 70 cm und eine Höhe von wahrscheinlich 70 bis 80 cm. Er besaß eine „Windform“, d.h. eine Düse, durch welche mit einem Blasebalg Sauerstoff eingeführt werden konnte. Trotzdem war die Hitzeentwicklung im Ofen nicht so groß, dass das Eisen schmolz. Es blieb, nachdem die flüssige Schlacke „abgestochen“, also durch eine Öffnung am unteren Rand des Ofens abgeschlossen war, als teigartige Masse im Ofen zurück. Dieser kindskopfgroße Eisenklumpen wurde „Luppe“ genannt. Er bestand aus schmiedbarem Eisen.

 

Grundsätzlich können wir dieses Eisen auch als Stahl bezeichnen; denn wer als Metallgewerbler die Berufsschule besucht hat, vielleicht gar bei Ober(ja)lehrer Hemmerling, der weiß: „Als Stahl gilt jedes, ohne weitere Nachbehandlung schmiedbare Eisen.“

 

Die Waldschmiede bearbeiteten die Luppe mit dem Handhammer und schmiedeten daraus handliche Stangen, die sie dann nach Olpe, ins Bergische oder zu dem Handelsplatz der Hanse nach Attendorn lieferten.

 

Nach Franz Sondermann dürfte diese „direkte Eisengewinnung“, bei welcher das Eisen nicht schmolz - denn geschmolzenes eisen ist ohne Nachbehandlung nicht schmiedbar - in unserm Raum bis ins 17. Jahrhundert die vorherrschende Methode gewesen sein. Erst danach übernahmen Hochöfen, ähnlich dem der Wendener Hütte, aber in kleinerer Form, die Eisengewinnung. Die Hochöfen waren Schmelzöfen.

 

Aus ihnen floss das Eisen. Dieses flüssige „verbrannte“ Eisen bedurfte einer komplizierten Nachbehandlung, wenn es Schmiedeeisen werden sollte. Den Nachbehandlungsprozess nannte man „Frischen“. Der erste dieser neuartigen Schmelzöfen wird im Kreis Olpe 1468/69 bei Kleusheim erwähnt.

 

Die Waldschmieden wirkten über Jahrhunderte in den heimischen Wäldern. Sie haben viele hundert Tonnen Eisenschlacke zurückgelassen. Wie Norbert Scheele berichtet, hat der Unternehmer Alb. Sieler aus Gerlingen 1920 die Schlackenhalde im Scheiderwald-Siepen abgebaut. Es waren 20 Waggons mit je 20 Tonnen, die zur nochmaligen Verhüttung zum Hüttenwerk Duisburg-Meiderich geschickt wurden. Ihre chemische Analyse ergab 34-36% Eisen und 3-4% Mangan. Sie war also durchaus noch ein zweites Mal schmelzwürdig.

 

In der Gemeinde Wenden sind bisher mehr als 20 dieser mittelalterlichen Rennfeuerhüttenplätze nachgewiesen.

Das Bergbaugebiet „Altenberger Zug“ bei Elben

 

Die mittelalterlichen Waldschmiede bauten erst das offen zutage tretende Erz ab, bevor sie zu Stollenbau übergingen. Gräben, Mulden, Schürfplätze, die uns wie kleine Steinbrüche erscheinen, finden wir noch heute in den umliegenden Bergen. Franz Sondermann vermutet, dass man schon im 14. Jahrhundert zum Stollenbau überging und dass die ältesten Bergwerkssollen des Kreises Olpe die der Gemeinde Wenden sind, wahrscheinlich die des „Altenberger Zuges“.

 

Die vollständige Geschichte des Bergbaus in und um Elben kann an dieser Stelle nicht aufgearbeitet werden. Es soll hier nur versucht werden, einige Fakten und Ereignisse aus der Geschichte des Bergbaus dem Vergessen zu entreißen. So wissen wir z.B., dass jeder Quadratmeter Boden einen Eigentümer hat und dass diese Eigentümer am Katasteramt registriert sind. Felder haben ihre Besitzer.

 

Und auch Bergwerksfelder haben ihre Besitzer.

 

Die Besitzer oder ehemaligen Besitzer der Bergwerksfelder im Raum Wenden sind am Bergamt in Siegen registriert. Bergwerksfelder sind wie Äcker abgegrenzte Grundstücke, auf denen - besser unter denen - man sich das Recht sichert, Bergbau zu betreiben, also Erz abzubauen. Wissen wir, dass in den Bereichen Elberscheid, Altenberg, Balzenberg, Ortschaft Elben, Lamicke fast jeder Quadratmeter zu einem Bergwerksfeld gehört? Mehr als 20 sind ausgewiesen. Auf einigen wurden mehrere Gruben betrieben, auf anderen ist man über Probeschürfungen nicht hinausgekommen. In den siebziger und achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts erfolgten mehr als zehn Neueintragungen. Ein Grund dafür war die Industrialisierung. Durch sie stieg der Bedarf an Eisen und Stahl. Und bei manchem Zeitgenossen erwachter der „Berggeist“. Er erhoffte sich große Gewinne. Der Boom der Bergwerke Vahlberg bei Rothemühle, Junkernberg und Weingarten bei Möllmicke in den Jahren 1850 bis 1860 nährten diese Hoffnung. Die drei Bergwerke hatten in diesen Jahren zeitweise bis zu insgesamt 150 Beschäftigte. Aber der Boom hielt nicht an. Nach dem Bau der Ruhr-Sieg-Bahn 1861 kam der Bergbau im Raum Wenden fast gänzlich zum Erliegen. Die Enttäuschung war groß. Nur noch an wenigen Stellen wurde Erz abgebaut. Teilweise waren es „Einzelkämpfer“, die allein, verbissen in dunklen Stollen nach ergiebigen Erzadern suchten. Ohne großen Erfolg. Das gilt auch für die Betreiber des Bergwerkes Oelberg unterhalb der ehemaligen Gaststätte „Waldesruh“ gelegen. Dieser Stollen wurde dann später zweckentfremdet und von einer Elber Familie als Kühlraum für Milch und Milchprodukte genutzt.

 

Elben. Die große Zeit des Bergbaus in und um Elben liegt vor dem 19. Jahrhundert. Vor allem die Bergwerke Molitor, Baptistenzeche, Altenberg und Wilsmicke sind in dieser Zeit über den heimischen Raum hinaus bekannt. Sie gehören zum Altenberger Zug. Er beginnt zwischen Elben und Gerlingen, dort wo sich die Quellfassung und die Pumpstation für die Elber Wasserversorgung befinden, am ehemaligen Bergwerk Molitor. Von dort reicht er weiter durch die Distrikte Altenberg und Wilsmicke bis zum Günsetal.

 

In einer „Beschreibung der Bergreviere Arnsberg, Brilon und Olpe“, 1890 herausgegeben vom Oberbergamt in Bonn, wird angegeben, dass das Bergwerk Molitor in der Mitte des 17. Jahrhunderts, also nach dem Dreißigjährigen Krieg, von einem gewissen „Molitor“ aufgenommen d.h. begonnen wurde. Im Laufe der Jahre wurde diese Grube von verschiedenen Gewerkschaften betrieben. In den Jahren 1805 und 1806 von der Familie Brabeck. Danach fiel sie ins Freie, lag also still, bis im Jahre 1824 Friedrich Harkort den Betrieb wieder aufnahm. Von Friedrich Harkort wird noch die Rede sein.

 

Der tiefe Molitor-Stollen diente einigen Elber Familien am Ende des zweiten Weltkriegs für kurze Zeit als Zufluchtsort. Das Wasser des Stollens ist heute ein Teil des Elber Trinkwassers.

 

Ca. 300 m nördlich der Grube Molitor liegt die Baptistenzeche. In „früheren Jahrhunderten“, d.h. im 17. und 18. Jahrhundert soll sie ein bedeutender Betrieb gewesen sein. Um 1860 trieb man von der tiefen Stollensohle der Grube Molitor einen Stollen in 15 m Tiefe unter die Baptistenzeche. Wie vermutet, fand man zwar einen ergiebigen Erzgang, der Spateisenstein in einer Mächtigkeit von 4 Metern führte, aber - der Erzgang war schon vollständig abgebaut - in den vergangenen Jahrhunderten! 1874 kam der Betrieb auf der Grube Molitor zum Erliegen.

 

Wie Norbert Scheele berichtet, bemühten sich 1909 sechs Bergleute unter der Leitung von Rud. Stahl abermals, von der Grube Molitor in das Grubenfeld der Baptistenzeche vorzudringen. Sie verfolgten eine Erzader und stießen am 5.9.1909 auf einen alten, mit Wasser gefüllten Stollen, in der Bergmannssprache „Alter Mann“ genannt. Nur mit Mühe konnten die Bergleute sich vor den hereinbrechenden Wassermassen retten. Wann hatte man diesen (zweiten) „Alten Mann“ abgebaut?

 

Östlich der Grube Molitor liegt die Grube Altenberg. Sie wird in den „Historischen Nachrichten“ des Justizamtmannes Stockhausen zu Olpe von 1781 besonders hervorgehoben. Er beschreibt den Altenberg als ein altes Bergwerk, dessen Eisenerz früher (also wohl weit vor 1781) besonders geschätzt war, denn es war „angenehm“ zu verarbeiten. Dann berichtet er, dass auf diesem Altenberg bis zum Jahre 1761 zur Bewältigung des Grubenwassers, das sich in den tief gelegenen Stollen ansammelte, 25 bis 30 Mann tätig sein mussten. Um die Kosten für diese Arbeiter zu sparen, legte der Eigentümer eine „Windkunst“ an. Er ließ also ein Windrad bauen, das die Pumpen antreiben sollte. Da das Wasser sich aber immer in gleicher Stärke ansammelte, der Wind aber mal stark - mal schwach war, wohl auch mal gänzlich aussetzte, brachte die „Windkunst“ den erhofften Nutzen nicht. Sie war vergeblich angelegt. Der Bergmeister Johann Heinrich Jung zu Littfeld, der diese „Windkunst“ baute, errichtete im gleichen Jahr auf der Grube Junkernberg eine ähnliche Mechanik, die etwa zehn Jahre lang erfolgreich arbeitete.

 

Mit der großen „Wasserkunst“ hatte man auf dem Altenberg mehr Erfolg. Sie wurde 1769 gebaut und hatte „eine Länge von fast 3000 Fuß“. Man versuchte also, das Grubenwasser mit der Wasserkraft zu heben, die Pumpe mit einem Wasserrad anzutreiben. „Sie hatte eine Länge von 3000 Fuß“ – Damit soll gesagt sein, dass der Graben für die Zuleitung des Wassers 3000 Fuß, also ca. 1000 m lang war. Ist es möglich, dass man die Elbe in der Höhe der Kreuzbergstraße „anzapfte“ und das Wasser von dort auf das Wasserrad der Grube Altenberg führte? Die Entfernung entspricht ca. 3000 Fuß.

 

Zehn Jahre lang bis 1779 hatte diese Wasserkunst das Grubenwasser bewältigt. Doch dann strömte das Wasser so außerordentlich stark, dass die Wasserkunst ohne Wirkung blieb. Die Grube Altenberg musste „ersaufen“, sie stand unter Wasser.

 

Damit war die große Zeit der Grube Altenberg vorbei.

 

Man versuchte in den folgenden Jahrzehnten einige Male, ihren Betrieb wieder aufzunehmen, hatte aber wenig Erfolg.

 

So auch 1938 bis 1941.

 

Der Bedarf an Eisen und Stahl für die Kriegsproduktion war sehr groß. Und darum sollte auch der Altenberg aufs Neue erschlossen werden. Ca. 20 Bergleute kamen zum Einsatz. Nach Norbert Scheele erwarb man in Wildberg einen (wahrscheinlich) gebrauchten Förderturm, der über dem Schacht der Grube errichtet wurde. 1941 war eine Schachttiefe von 104 m erreicht. Wegen geringer Aufschlüsse (es wurden also keine ergiebigen Erzadern gefunden) stellte man die Arbeiten am 14. Mai 1941 ein. Die 20 Arbeiter wurden zur Grube Sachtleben in Meggen beordert. Das war grundsätzlich das Ende des Bergbaus im Elbetal.

 

Von einem tragischen Unfall bleibt noch zu berichten. Er ereignete sich am 20. Juli 1939. der Förderkorb lief im Schacht in einer Führung, die aus Holzbalken bestand. Loses Gestein hatte die Holzbalken zusammengedrückt. Vier Bergleute wollten vom Dach des Förderkorbes aus den Schaden beheben. Dabei versagten die Bremsen. Der Korb stürzte bis zur 80-Sohle ab. Der Hauer Albert Sieler aus Gerlingen starb an den Folgen des Unfalles. Von den anderen Arbeitern erlitt einer schwere, der andere leichte Verletzungen. Wie das „Sauerländische Volksblatt“ vom 20. Juli 1939 mitteilt, verschoben die Elber Schützen „im Hinblick auf den tragischen Unglücksfall, der sich auf der Grube Altenberg ereignete … das für den 23. Juli vorgesehene Schützenfest bis auf weiteres.“

 

Die älteste Grube im Altenberg Zug ist die Grube Wilsmicke. Norbert Scheele hält sie für den Vorläufer der Grube Altenberg. Das scheint mir, wie wir noch sehen werden, nicht gerechtfertigt zu sein.

 

Bergmeister Caspar Engelhardt aus Olpe schreibt im Jahre 1668 in einem Bericht darüber „Was es in jetziger Zeit mit den Bergwerken im Erzstift Cölln für eine Beschaffenheit hat“ auch über das Eisenbergwerk Wilsmicke. Dieses Bergwerk ist zu der Zeit, wahrscheinlich als Folge des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648), gänzlich verfallen. Vor fünf Jahren, also 1663, wurde es durch Johannes Werth, der (wahrscheinlich) ein Olper Bürger war, samt „Mitconsorten“ wieder betrieben. Der Eisenstein ist bis zu 1 ½ Lachter (ca. 3 m) mächtig. Das Eisen, was man daraus herstellt, wird zu Klingenstahl präpariert. Da aber der Verleger Hans Hille in dem versprochenen Verlag sehr nachlässig ist, liegt das Bergwerk z. Z. still. Hans Hille sorgte also nicht für den notwendigen Absatz.

 

In der Wilsmecke fand man die ersten Zeugen der Eisengewinnung, Eisenschlacken und die Reste eines Rennfeuers. Darüber hinaus ist die Wilsmicke wahrscheinlich der Ort im Kreis Olpe, an dem man mit dem „Stollenbau“ begann. Und in der Wilsmicke endete der Bergbau im Elbetal und mit in der Gemeinde Wenden. Nach dem Zweiten Weltkrieg war für kurze Zeit das Bergwerk Melosina in Betrieb. Sein Eingang lag ca. 150 m unterhalb der alten Grube Wilsmicke.

 

Nun sind der Elber Bergbau und der Bergbau in der Gemeinde Wenden Geschichte. Diese Geschichte umfassend aufzuarbeiten, schriftlich niederzulegen und somit der Nachwelt zu erhalten, sind wir unseren Vorfahren schuldig.

 

 

Die Elber Hütte

 

In allen Ortschaften finden wir Bezeichnungen für bestimmte Ortsteile, z. B. „In der Schlade“, „Im Inken“ usw. In Elben nennt man die einzelnen Ortsteile Oberdorf, Unterdorf, Kanal oder Am Kanal und Hütte. Oberdorf und Unterdorf sind leicht zu erklären, aber Kanal und Hütte? – Bezieht sich die Bezeichnung Hütte auf eine Eisenschmelzhütte, einen Hochofen? Um diese Frage zu beantworten, sind keine archäologischen Untersuchungen erforderlich. Wir finden in der Fachliteratur dafür reichliche Hinweise.

 

So schreibt z. B. F. A. Eversmann 1804 in seiner „Übersicht der Eisen- und Stahl-Erzeugung auf den Wasserwerken zwischen Lahn und Lippe“:

 

„Die Elber Eisenhütte liegt 3 Stunden oberhalb Olpe an einem kleinen Wasser, das rechts in die Bigge fällt; sie hat lange still gelegen, 1802 ihre erste Campagne (= Hüttenreise, die Zeit, in welcher sie in Betrieb war) gemacht und 20 Wochen gehüttet.“ Sie gehörte damals dem Bürgermeister Möllendick zu Olpe. Ihr Erz erhielt sie von den benachbarten Gruben Wilsmicke, Dickebruch, Sammergrube und Altenberg.

 

Wir können mit großer Wahrscheinlichkeit annehmen, dass diese Hütte links der Helenenstraße Richtung Gerlingen stand, und zwar hinter dem Abzweig, der zum Friedhof führt. Der Name „Hütte“ hat also einen realen Hintergrund.

 

Einen weiteren Hinweis auf die Elber Hütte finden wir bei dem schon erwähnten Justizamtmann Stockhausen aus Olpe. Er berichtet 1781 über drei Bergwerke des Kirchspiels Wenden, und zwar über den Vahlberg, den Altenberg und die Wilsmicke. Er berichtet Erstaunliches: Alle drei Bergwerke haben ihre eigene Hütte. Drei Hütten, davon zwei, die zu Bergwerken in Elben gehören? Die Hütte auf der Wilsmicke wird zu der fraglichen Zeit nicht mehr betrieben. Der Altenberg, so berichtet er, kann bei seiner derzeitigen Beschaffenheit seine Hütte nicht mit Eisenerz beliefern. Wir wissen warum. Sie war im Jahre 1779 „ersoffen“. War die erwähnte Elber Hütte mit der des Altenberg oder der der Wilsmicke identisch? Und wo stand die andere Hütte? Kann man annehmen, dass sie sich am Altenberg befand? Wurden ihre Wasserräder zum Antrieb der Blasebälge durch den gleichen Kanal mit Antriebskraft versorgt, durch den auch die „Wasserkunst“ ihren Antrieb erhielt? Diese Fragen wurden bisher nicht beantwortet, es spricht aber viel dafür, dass die Hütte des Altenberg mit der Elber Hütte identisch ist. Es erscheint mir fraglich, dass die Wilsmicker Hütte, will sagen eine zweite Hütte in Elben, jemals betrieben wurde.

 

„Kanal“ oder „Am Kanal“ - auch diese Bezeichnung hat einen realen Hintergrund. Sie bezieht sich zum einen auf den Kanal, also den Wassergraben, der wahrscheinlich in der Höhe der Kreuzbergstraße von der Elbe abzweigte und zur „Wasserkunst“ auf dem Altenberg führte. Und zum anderen auf den Kanal, der zur Elber Hütte rührte, durch den also die Wasserräder zum Antrieb der Blasebälge bewegt wurden. Es ist anzunehmen, dass letzterer einige Höhenmeter weiter Elbe aufwärts abzweigte. Auf dem Weg zur Elber Hütte musste er dann den erstgenannten Kanal überqueren. Wie gesagt, all das ist anzunehmen, bisher nicht zu beweisen. Sicher ist aber, ein Kanal, der von der Elbe zur Elber Hütte führte, war vorhanden.

 

Es ist schade, dass weder die Bezeichnung Hütte noch Kanal sich in den Straßennamen in Elben wieder finden. Könnte man nicht die bisher namenlose Straße, die zum Friedhof führt, mit dem Namen „Auf der Hütte“ versehen?

 

Anmerkung: Ist inzwischen geschehen; Stand 2012

Friedrich Harkort und die Elber Hütte

 

Friedrich Harkort (1793 – 1880) war ein bedeutender Unternehmer zur Zeit der Frühindustrialisierung. Seine Mechanische Werkstatt in Wetter war in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts in aller Munde. Er war Mitglied der preußischen Nationalversammlung, später Mitglied des Reichstages und Mitbegründer der Zentrumspartei. Seine Ideen bewegten damals die Sozialpolitik und sie wirken bis in die Gegenwart. Was verbindet diese herausragende Persönlichkeit mit der Elber Hütte?

 

Friedrich Harkort war ein umtriebiger Unternehmer. Er sprühte von Ideen und wollte sein Glück auch im Berg- und Hüttenwesen versuchen, und zwar im Kreis Olpe. Seit 1822 betrieb er die Grube Vahlberg. Wie wir bei Stockhausen sahen, hatte die Grube 1781 eine eigene Hütte. Der Prior des Klosters Drolshagen hatte diese Hütte 1780 erbaut. Sein Hüttenmeister war J. P. F. Ermert, der Sohn des Gründers der Wendener Hütte. Die Vahlberger Hütte hatte bis 1792 Bestand. Zu Harkorts Zeit war sie verfallen. Er bemühte sich um die Berechtigung, die Hütte wieder anblasen, in Gang setzen zu dürfen. Dagegen wehrten sich die Betreiber der Wendener Hütte, die Gebrüder Remy, aus den verschiedensten Gründen vehement. Herkort bekam die Genehmigung nicht. Schließlich gelang es ihm aber, die Rechte an der Elber Hütte zu erwerben. Die Berechtigung eine Hütte zu betreiben, war nicht unbedingt an einen Standort gebunden. Der Standort Elben erschien Harkort nicht zweckmäßig. Er beantragte die Genehmigung zum Betrieb einer Eisenschmelzhütte, die er für Elben erworben hatte, nach Rüblinghausen zu verlegen. Dort erbaute er die „Henriettenhütte“. Sie hatte im Gegensatz zu den anderen Eisenschmelzhütten einen eisenummantelten Hochofen und keine Stützmauer aus Bruchsteinen. Die Henriettenhütte wurde am 6. Dezember 1831 angeblasen. Mit ihr setzte er den Anfang für das Industriegebiet Rüblinghausen. Die dortige Harkortstraße erinnert an ihn.

 

Friedrich Harkort betrieb zu dieser Zeit die Gruben „Vahlberg“ bei Rothemühle, „Vereinigtes oberes und unteres Löh“ bei Ottfingen, „Johannesberg“ bei Thieringhausen und bei Elben die Gruben „Molitor“ und „Baptistenzeche“. Die Entfernungen von diesen Gruben zur Elber Hütte waren nicht so groß wie die zur Rüblinghauser Hütte. Trotzdem konnte Harkort sich nicht entschließen, die Elber Hütte wieder aufzubauen.

 

Damit wurden Elben von der weiteren Entwicklung vom Berg- und Hüttenwesen abgekoppelt.